Quantcast
Channel: EMittel8itches
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14

Der Einsatz von proprietärer Software an den Hochschulen. Nur für den Kick für den Aufgenblick?

$
0
0

Ich arbeite nicht mehr an jener ‚Technik‘fakultät, von der ich vor 3 Jahren noch geschrieben habe. Ein paar nette Anekdoten möchte ich trotzdem gerne noch nachträglich teilen.

Als ich damals meine Stelle antrat, wurde mir vom Arbeitsgruppenleiter gesagt, dass es sehr erwünscht wäre, sich MS Windows auf dem Arbeitsrechner zu installieren. Es würde die Arbeit mit den Kollegen und den externen Projektpartnern aus der Wirtschaft erleichtern. Bevor ich mich dann endgültig für ein Betriebssystem entschied, erkundigte ich mich vorsichtshalber nochmal bei meinen neuen Kollegen. Alle nutzten MS Windows. Und alle sangen das selbe Lied. Das Betriebssystem aus Redmond erleichtere die Zusammenarbeit und außerdem wird es nicht so gern gesehen (weiter oben), in der Arbeitsgruppe ein anderes Betriebssystem einzusetzen. Also installierte ich mir etwas kopfschüttelnd ein Windows. Ich empfand es sehr irritierend. Die ‚Technik‘fakultät, von der ich nämlich sprach, war die Informatikfakultät der hiesigen Universität.

In der späteren praktischen Arbeit nutzten wir zum Teil Microsoft Office, um mit den externen Projektpartnerinnen Inhalte auszutauschen. Wir griffen aber auch häufig auf LibreOffice zurück oder konvertieren Inhalte gleich in PDF. Mir wurde nicht klar, wo jetzt der Vorteil der Nutzung von MS Windows lag. Wir entwickelten keine Software für Windows. Wir hatten auch keine speziellen Analysewerkzeuge im Einsatz, die nur unter Windows liefen (und deren Simulation sich auf anderen Betriebssystemen nicht angeboten hätte). Wir schrieben auch keine Artikel so parallel miteinander, dass man sich auf die (vielleicht) bessere Synchronisationsfunktion von MS Word gegenüber den LibreOffice/OpenOffice-Pendants hätte berufen können. Nix. Es gab keinen trifftigen Grund, MS Windows einzusetzen. Ich vermute mal, das Verhalten der Kollegen in der Abteilung hat sich irgendwann einfach so ausgerichtet, dass der Einsatz von MS Windows zu einem nichtantastbaren und nichthinterfragten Dogma wurde. Außerdem wird die Uni sicher einen fetten organisationsweiten Lizenzvertrag mit MS abgeschlossen haben. Jede Nichtnutzung von MS Lizenzen würde den Verantwortlichen diese sinnlos brachliegende Ressource MS Lizenz vor Augen geführt haben. Jetzt haben wir die Lizenzen einmal, jetzt müssen wir sie auch nutzen. So kam es, dass ich aus der Gewohnheit/Faulheit anderer gezwungen wurde MS Windows zu nutzen.

Mir fallen auch heute kaum plausible Gründe ein, weswegen die Wissenschaftlerin an einer Informatikuniversität dazu aufgefordert wird, MS Windows zu nutzen. Der Einsatz proprietärer Software sollte so stark wie möglich eingeschränkt werden. Er widerspricht den Ansprüchen an einen freien und kritischen Wissenserwerb.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14